Unter den Filmen Friedrich Wilhelm Murnaus ist „City Girl“ (1930) der vielleicht unbekannteste – und doch gibt es viele Gründe, diesen klaren, schnörkellosen und schönen Film für ein breiteres Publikum wieder zu entdecken. Nach verworrener Entstehungsgeschichte wurde Murnaus dritte und letzte Hollywoodproduktion – kurz nach Einführung des Tonfilms noch als Stummfilm gedreht – schnell auf Halde gelegt. So konnten sich die zeitgenössischen Zuschauer kein Bild von der auffälligen Modernität des Films machen. Doch „City Girl“ greift zahlreiche gesellschaftliche Strömungen und Stimmungen auf, die Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre in den USA kursierten. Dazu gehören kurz nach dem Börsencrash im Oktober 1929 und dem Beginn der Weltwirtschaftskrise Themen wie Verschuldung und drohende Verarmung, der Statusverlust der Landwirte, der Konflikt zwischen Großstadt und Landbevölkerung oder die Emanzipation der Frau. Dieser Band der „Film|Lektüren“ spürt diesen feinverästelten Debatten nach und bettet den Film ein in sein zeithistorisches Habitat. Dabei tritt ein Bild des Regisseurs hervor, das dem verbreiteten Verständnis von Murnau als Melancholiker und Romantiker eine weitere Facette hinzufügt. Zudem zeigt der Band exemplarisch, dass Filme als audiovisuelle Dokumente immer auch Teil von Diskursen sind und diese nicht nur widerspiegeln, sondern darin auf ästhetische Weise ihre eigene Position beziehen.
„Die Studie ist sorgfältig recherchiert, materialreich aufbereitet und informativ. Trotz des Schwerpunkts auf historische Kontexte verlässt sie niemals die ästhetische Ebene. (…) Trotz des durchgehenden Einbezugs kontextualisierender Literatur bleibt der Band gut lesbar und ist somit für einen schnellen, aber fundierten Einstieg in den Film bestens geeignet.“ (Daniel Wigand, Universität Zürich)
„So überzeugt und begeistert dieser auch gut lesbare Band der FILM | LEKTÜREN durch die unglaublich detailreiche Analyse von ‚City Girl‘ ebenso wie durch den tiefen und vielfältigen Einblick in die gesellschaftlichen Entwicklungen, die die USA am Vorabend des Großen Börsencrashs vom 24. Oktober 1929 und weit in die Zeit der Zeit der Großen Depression der 1930er Jahre hinein bestimmten.“ (Walter Gasperi, film-netz.com)
„Hanichs Informationen und Befunde sind sehr erkenntnisreich, sie erweitern den Blick auf Murnaus Film, dessen Qualitäten hier angemessen gewürdigt werden.“ (Hans Helmut Prinzler)